DeutschlandRadio Kultur , Länderreport
Hart am Rand
Wie der Überlebenskampf der Grenzland-Filmtage in Selb das Dilemma einer Region widerspiegelt

 
Autoren: Sven Heußner, Matthias Zuber
Redakteur: Claus Stephan Rehfeld
Sprecher:

LänderReport
Erstsendung: 05.04.2005
Länge: ca. 20’


BEITRAG:

Atmo 1: Ein Kinogong. Projektorgeräusche, Filmmusik. Festivalbesucher sprechen durcheinander. Die Geräuschkulisse verhallt gespenstisch und wird überlagert von:

Atmo 2: Straßengeräusche in Selb vor dem Kino. Vereinzelt fährt ein Auto vorbei. Wortfetzen von Passanten. Das Geräusch von Regentropfen.

Sprecher 1 [über der „Selb-Atmo“]: Der Himmel über Oberfranken, dem nordöstlichsten Zipfel Bayerns, ist wieder einmal grau. Es ist kalt und es regnet. Dort, wo sich fast drei Jahrzehnte jedes Jahr immer wieder die internationale Kinoszene tummelte, herrscht Trostlosigkeit. Das Kino-Center und die Fassaden der umliegenden Häuser haben schon bessere Tage gesehen. Der Straßenbelag hat Risse und grinst die wenigen Passanten an. Als wolle er sagen: „Ihr werdet den Verfall nicht aufhalten!“

Atmo 3: Straßengeräusche in Selb vor dem Kino. Vereinzelt fährt ein Auto vorbei.

Sprecher 1 [über der „Selb-Atmo“]: Hier am Kino in der Poststraße in Selb sind die Lichter schon seit geraumer Zeit ausgegangen. „Zurzeit keine Vorstellung“ steht im Fenster auf einem Schild, das auf technische Umbauarbeiten hinweist. Das „T“ in der gelben Leuchtschrift „Kino-Center“ fehlt. Keiner hat es bis jetzt ersetzt. Es lohnt wohl nicht mehr der Arbeit.

Sprecher 2: Das ist umso bitterer, da der Sechziger Jahre Bau die Heimat der Grenzland-Filmtage ist. Das Filmfest ist weit über die kleine oberfränkische Stadt bekannt. Es war das erste in Deutschland, das Filme von jenseits des „eisernen Vorhangs“ nach Westeuropa brachte. Manchmal unter abenteuerlichen Bedingungen. Die Festivalgründer schmuggelten Filmrollen aus dem Ostblock über die Grenze. So entwickelte sich das kleine Festival an der tschechischen Grenze bald von einem Geheimtip zu einem Muss der Filmszene. 1985 kam Luc Besson mit seinem Debütfilm „Der letzte Kampf“, Ken Loach war da und Krzysztof Kieslowski zeigte „Ein kurzer Film über das Töten“.

Atmo 4: Filmzitat aus Krzysztof Kieslowskis „Ein kurzer Film über das Töten“.

Sprecher 2: Auch der damals in Deutschland unbekannte Aki Kaurismäki kam 1986 mit seinem vierten Spielfilm „Verbrechen und Strafe“ extra aus Finnland angereist und verstörte mit seinem Werk das örtliche Publikum, um anschließend mit den Festivalbesuchern um die Wette zu Flippern.

O-Ton 1 (Achim Hackenberg): „Also, wenn man heute auf der Berlinale ist und Leute trifft, und die dann einen fragen, was man macht, da kann man sonst was erzählen, was man Tolles macht, wenn man dann auf das Thema Grenzlandfilmtage kommt, das kennen die meisten [...]. Es scheint einen gewissen Ruf zu haben und nicht unbedingt einen schlechten.“

Sprecher 2: ... sagt Achim Hackenberg, Gebürtiger Selber, ehemaliger Grenzlandfilmtage Macher und Flipperpartner von Aki Kaurismäki.

Atmo 5: Mauerfallgejohle.

Sprecher 1: Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ erlebt das Festival seine erste große Legitimitätskrise.

O-Ton 2 (Achim Hackenberg): „Grenzlandfilmtage hat nicht nur etwas mit dieser Grenze zu tun. Grenzland ist letztendlich ein Motto. Das ist ein Begriff, der für mehr steht. Der für Grenzen in den Köpfen von Menschen und für Grenzgängiges ein Stück weit steht. Und wir versucht haben, das Programm soweit umzubauen und umzustrukturieren, dass wir gesagt haben, wir wollen ganz gezielt aus Ost- und aus Westeuropa Filme haben, die sich eben mit diesem Grenzthema beschäftigen.“

Sprecher 2: Publikum und Presse waren zufrieden. Doch dann - plötzlich im letzten Jahr - steht das Festival vor dem Aus.

O-Ton 3 (Ira Kormannshaus): „Wir waren ja letztlich selber überrascht, als wir uns dann letzten Juli zusammengesetzt haben zu unserer jährlichen Planungsrunde und auf einmal mitten in der Diskussion eben über die Anbindung vor Ort waren, die dann damit endete, dass wir gesagt haben: natürlich wollen wir, dass das Festival weiter geht, aber wir können es unter diesen Bedingungen nicht mehr sinnvoll machen

Sprecher 1: Ira Kormannshaus ist Russischübersetzerin und war in den letzten fünf Jahren für die Auswahl der russischen Filme zuständig. Mit 30 Cineasten, die zum Teil aus der Region stammen, organisierte sie die Grenzlandfilmtage - bis eben zum letzten Sommer. Was war passiert?

Atmo 6: Straßengeräusche. Eine Tür geht auf, schließt sich. Die Straßengeräusche werden dumpfer, noch eine Türe öffnet sich. Raumatmo.

Sprecher 2 [zum Teil über Atmo 6]: Das „Selber Tagblatt“ sitzt in einem schmucklosen Industriebau in der Marienstraße. Mitten in Selb. Draußen schlängelt sich der Verkehr durch den Ort und macht die Fassaden der Häuser jedes Jahr etwas grauer. Andreas Godawa, stellvertretender Redaktionsleiter verfolgt die Geschichte der Grenzlandfilmtage seit fünfzehn Jahren und hat eine Theorie entwickelt über das drohende Aus:

O-Ton 4 (Andreas Godawa): „Es hat mal jemand gesagt. Die sind hier eingefallen wie die Fliegen, haben ihre Grenzlandfilmtage gemacht, haben sich auch ihres Engagements wegen wirklich wohl gefühlt, konnten das auch, weil es ja auch wirklich ein Highlight ist, sind dann aber gegangen und haben die Menschen vor Ort kaum mehr erreicht.“

Sprecher 2: Und wenn die regionale Verankerung fehlt, werde es eben für ein Filmfest wie die Grenzlandfilmtage schwierig, meint Andreas Godawa. Das bestätigt dann auf Nachfragen auch Ira Kormannshaus:

O-Ton 5 (Ira Kormannshaus): „Bei unserer Entscheidung ging es wirklich rein darum, dass wir eben vor Ort nicht verankert waren, sondern praktisch ein anderswo erstelltes Festival nach Selb importiert haben. Was sich atmosphärisch bemerkbar gemacht hat. Was sich schlicht und ergreifend auch auf die Möglichkeit, im Vorfeld des Festivals zu werben, niedergeschlagen hat.“

Sprecher 1: Die Grenzlandfilmtagemacher versuchten es dann erst einmal mit ABM-Kräften vor Ort.

O-Ton 6 (Ira Kormannshaus): „Was meistens damit geendet hat, dass sich die jeweilige ABM-Kraft hat krankschreiben lassen und dann nicht mehr erschien.“

Sprecher 2: Die Krise der Grenzlandfilmtage hat viel mit der Situation der gesamten Region zu tun. Und die sieht nicht allzu rosig aus, wie Wolfgang Kreil, der Oberbürgermeister von Selb, im Rathaus erklärt:

O-Ton 8 (Wolfgang Kreil): „Die einzige Bevölkerungsgruppe, die zahlenmäßig mehr werden wird, sind die über 80-Jährigen. Die Zahl der Kinder unter 15 wird deutlich sinken. Wir haben im letzten Jahr zwei Kindergartengruppen geschlossen, weil einfach nicht mehr genug Kinder angemeldet waren. Wenn ich es positiv formulieren würde: wenn jemand nach Selb kommt, ein Kindergartenplatz, überhaupt kein Problem.“

Sprecher 1: Die Region überaltert. Die Jungen gehen, die Alten bleiben.

Sprecher 2: Und 80-jährige veranstalten in der Regel keine Filmfestivals oder schaffen mit innovativen Ideen und Initiativen ein attraktives Umfeld und Arbeitsplätze.

O-Ton 9 (Wolfgang Kreil): „ Die wirtschaftliche Situation ist der Hauptgrund für den Wegzug der jungen Leute. [...] Wer natürlich studiert hat, der will auch einen Job haben, wo er mit seinen Ansprüchen und seinen Fähigkeiten adäquat ein Einkommen erzielen kann, und die gibt es nicht in dieser großen Menge in der Region.“

Sprecher 2: Ein Teufelskreis: Junge, gut ausgebildete Menschen kehren der Region den Rücken, weil es zu wenige Arbeitsplätze für sie gibt oder die Gegend nicht so attraktiv erscheint wie eine Großstadt. Doch gerade diese Menschen braucht Oberfranken, um neue Arbeitsplätze und ein attraktives Umfeld zu schaffen.

Sprecher 1: So zogen auch die Gründer der Selber Grenzlandfilmtage, die aus der Region kamen, im Laufe der Zeit weg und kehrten nur noch zum Filmfest in die Stadt an der Selb zurück.

Sprecher 2: Mit der Folge, dass das Festival an Akzeptanz in der Region verloren hat.

Sprecher 1: Früher war Selb eine Boomstadt. Die Porzellanindustrie beschäftigte 1970 noch fast 18 Prozent aller Einwohner direkt. Indirekt wohl die ganze Stadt. Letztes Jahr waren es etwas mehr als drei Prozent. Was in der Selber Gegend die Porzellanindustrie war, war weiter nördlich in der Region um Hof die Textilindustrie.

Sprecher 2: Im Moment stecken beide Kommunen und deren Landkreise in einer schweren Krise.

O-Ton 12 (Andreas Godawa): „ Das liegt ganz einfach daran, dass [...] die Region hier monostrukturiert war. [...]

Sprecher 1: ... sagt Andreas Godawa. Die Konkurrenz im Ausland produziert weit billiger Porzellan und Textil. Inzwischen zählt die Arbeitslosigkeit in der Region zu den höchsten in Bayern. In den ersten drei Quartalen des letzten Jahres lag sie bei knapp 13 Prozent. In Hof bei über 15 Prozent. Der Durchschnitt in den alten Bundesländern war im gleichen Zeitraum rund neun Prozent. 2003 zogen aus der Region mehr Menschen weg als zu. Der Landkreis Wunsiedel, zu dem auch Selb gehört, verlor 437 Menschen. Die Stadt und der Landkreis Hof verloren im gleichen Zeitraum 312 Einwohner.

Sprecher 2: Meist sind es die jungen, gut ausgebildeten zwischen 25 und 35 Jahren, die gehen.

O-Ton 13 (Achim Hackenberg): „Ich wollte nach dem Abitur studieren, und in Selb gibt es keine Uni. Das ist jetzt erst einmal eine banale Erkenntnis. Und bin dann erst einmal nach Nürnberg gegangen. [...] Bin dann 96 nach Berlin gegangen und da wurde es dann schon schwieriger die Kontakte nach Hause zu halten. [...] Jetzt fahre ich eigentlich nur noch dahin, um meine Eltern zu besuchen.“

Sprecher 1: Achim Hackenberg ist Cineast, 36 Jahre alt, kommt aus Selb und war zehn Jahre - von 1993 bis 2003 - bei den Grenzlandfilmtagen dabei, vier Jahre sogar als künstlerischer Leiter. Als Zuschauer besucht er die Grenzlandfilmtage schon seit seiner Teenagerzeit.

O-Ton 14 (Achim Hackenberg): „Man hat ja anfangs [...], das war ja Anfang, Mitte der Achtziger Jahre, Punks sehen können, die da plötzlich in der Stadt auftauchten, aus Berlin kamen und einen vor dem Rathaus stehend nach dem Weg zur City gefragt haben. Was ja ein wenig komisch war, weil man ja mitten in der Selber City stand.“

Sprecher 1: Als das Festival 1993 neue Mitarbeiter suchte, meldete sich Achim Hackenberg. Damals studierte er Filmwissenschaften in Nürnberg. Drei Jahre später geht er nach Berlin. Von dort organisiert er das Festival bis zum Beginn seiner Doktorarbeit. Heute arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität in Berlin. Irgendwann einmal wieder nach Selb zurück, das kann er sich nicht mehr vorstellen:

(Achim Hackenberg): Weil ich mich inzwischen ans Stadtleben gewöhnt habe und das auch nicht missen möchte.

Sprecher 1: Und - gibt es überhaupt noch eine Beziehung zur alten Heimat?

(Achim Hackenberg): [...] Meine Eltern wohnen noch da und wir treffen uns dann da öfters mit meinen Geschwistern und machen große Familienfeiern. [..] Mein Bruder lebt in Giessen und meine Schwester lebt und arbeitet in Bayreuth. [..] Weil für die gibt es dort auch keine berufliche Perspektive.

Sprecher 1: Doch nicht nur die fehlende berufliche Perspektive macht Selb für Achim Hackenberg unattraktiv:

(Achim Hackenberg): „[...] Es ist auch einfach weniger los in der Stadt.“

Atmo 7: Straßengeräusche. Schritte, Autos

Sprecher 2: Auf dem Weg von der Poststraße, wo das Kino-Center steht, über die Blücherstraße zum Rathaus sind offensichtlich viele Geschäfte und Wohnungen leer.

Atmo 8: flatternde Tauben

Sprecher 2: Tauben steigen in den Himmel. Ein leer stehender Flachbau an einem Parkplatz. An der verschlossenen Glastür ein Schild: „Zu verkaufen“. Daneben an der Wand ein schnell hin gesprühtes Graffiti: „Das soll Freiheit sein?“. An einer alten Theke hinter den schmutzigen Scheiben klebt ein Papierschild: „Ofenfrische Brötchen von früh bis spät, 35 Pfennig – Backhaus Wunderlich“.

Atmo 9: Kirchenglocken, Autos, ein Bach plätschert.

Sprecher 2: Das Wirtshaus „Zum Goldenen Löwen“ in der Ludwigstrasse, mitten im Ortskern – zu verkaufen. Eine gelbe Scheibe ist eingeschlagen. Davor stehen zwei alte Frauen:

Atmo 10: Straßenatmo mit O-Ton (einer alten Frau): „Sie wollten wohl rein zum Löwen? Nein. Ja, bei uns ist vieles zu.“

Sprecher 2: In der Blücherstraße steht ein Porzellandenkmal. Ein zwei Meter hoher Naturstein. In den grauen Koloss sind kleine Glasschaukästen gebrochen, in denen Porzellangegenstände stehen. „Symbiose“ hat der Bildhauer Wolfgang Stefan sein Werk genannt. Auf einer Metalltafel ist zu lesen: „Dieses Kunstwerk widme ich allen Selbern, deren Herz für Porzellan schlägt oder geschlagen hat.“

Sprecher 1: Das klingt ein wenig traurig und nach Abschied.

Atmo 11: Windrauschen über einem Feld, und entfernt sind die Geräusche einer Autobahn zu hören

Sprecher 2: Etwas außerhalb auf einer leichten Anhöhe steht ein alter Fabrikkomplex. Davor ein Schild mit dem blau-gelben Logo der Europäischen Union. Hier wird mit Geldern aus Brüssel ein Museum für Porzellan renoviert und erweitert. Bauzäune. Ein gläserner Eingang. Es riecht nach frischer Farbe. Nach Holz. Ausstellungsräume. Das Treppenhaus. Hell. Sauber. Vorbei an Etagen zukünftiger Museumsflächen. Im dritten Stock in einem der neuen Büros sitzt Dr. Wilhelm Siemen. Er ist der Leiter des Europäischen Industriemuseums für Porzellan in Selb-Plößberg.

(Dr. Wilhelm Siemen): „Wir sind hier – wie man mir sagt – neben dem Deutschen Museum eines der Häuser, die das sehr, sehr intensiv betreiben, die Möglichkeit digitale Medien zu nutzen, für das, was wir in den Ausstellungen den Besuchern nahe bringen wollen.“

Sprecher 1: Siemens Museum ist nicht nur top, was die Einbindung neuer Kommunikationsmittel angeht. Mit von der europäischen Union und anderen Institutionen geförderten Programmen bietet das Museum auch Um- und Weiterbildungen an für die Menschen in der Region. Gerade auch im IT Bereich. Das Museum ist Teil des anderen Selb. Einer Stadt, die das Ruß geschwärzte Image des niedergehenden Industriestandortes abgestreift hat.

Atmo 12: Geräusche aus der Manufaktur von Barbara Flügel. Das Brennen eines Ofens. Ein Ventilator. Ein Fließband. Ein Gabelstapler. Geratter.

Sprecher 2: Zu diesem Selb gehört auch die Porzellanmanufaktur von Barbara Flügel. Sie beliefert Kunden von Oberfranken über England bis nach Dubai und beschäftigt 15 Mitarbeiter. Auch einige Fabriken im Bereich Kunststoff verzeichnen ebenfalls Gewinne und schaffen neue Arbeitsplätze.

Sprecher 1: In Selb scheint Hölderlins Satz zu greifen: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. – [Pause] - Auch bei den Grenzlandfilmtagen.

(Utz Reich): „Und irgendwann habe ich halt gesagt, als ich die vielen Diskussionen leid war, ich mache es halt.“

Sprecher 2: Utz Reich wurde so zum neuen Vorstand der Grenzlandfilmtage. Er lebt seit knapp fünf Jahren in Hof. Die Liebe hat ihn in die Gegend verschlagen. Nachdem er zwei Jahre lang kleinen Job in der Region fand, hat er sich gesagt:

(Utz Reich): „Geh ich halt das Risiko ein, einen Traumjob aufzugeben, und zu sagen, ich mache mich selbständig, vielleicht funktioniert es ja! “

Sprecher 1: Es hat funktioniert. Der Kundenstamm seiner Marketing Agentur reicht bis in den Stuttgarter Raum. Gemeinsam mit Christian Krug, Dagmar Franke und Patrick Spacil stellt er nun die regionale Verankerung der Selber Grenzlandfilmtage dar.

Sprecher 2: Christian Krug, der neu bei den Grenzlandfilmtagen ist und in der Region eine eigene Videoproduktionsfirma betreibt, erklärt das Hauptziel:

(Christian Krug): „Wir möchten die Region einfach wieder stärker einbeziehen.“

(Utz Reich): „Das Rahmenprogramm ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich für ein Filmfestival. [...] Wir haben einen Film&Mac226;The Ultimate Chopper’, da wird eine Suppe gekocht. Verschiedene Selber Gastronome bieten dann die Suppe zu den Selber Grenzlandfilmtagen an, [...] um einfach so die Bevölkerung mit einzubeziehen.“

Sprecher 1: Das Festival lebt. Ob es allerdings im nächsten Jahr die 29. Selber Grenzlandfilmtage geben wird, ist auch abhängig, wie das Festival jetzt läuft.

Sprecher 2: Was aber das Engagement der Leute vor Ort zeigt: die jüngere Generation ist für die Region nicht vollends verloren. Denn:

(Utz Reich): „Die Region ist schön, erinnert mich auch ein bisschen an die schwäbische Alp vielleicht, und als großer Irland Fan erinnert es mich auch ein bisschen [...] an die Schotten oder Iren von der Geschichte her. Also diese Eigenständigkeit und den Dickkopf. Also das gefällt mir einfach hier. [...] Und das andere ist etwas Gegensätzliches; denen hier muss man einfach immer wieder einen Tritt in den Hintern geben, dass was funktioniert. [...] Wenn man die Hochfranken mal angeschoben hat wird es ein Selbstläufer, das muss man ganz klar sagen, wenn man das Vertrauen erstmal gewonnen hat. Und das gefällt mir hier unheimlich gut. “

Sprecher 1: Achim Hackenberg, der ehemalige künstlerische Leiter des Festivals, ist neugierig, in welche Richtung sich das Filmfest unter der neuen Mannschaft entwickelt.

(Achim Hackenberg): „Natürlich waren die Filmtage für mich ein Stück weit [...] abgefahren. Sie waren aber auch ein Stück weit Brauchtum. Es war beides. Es nur zum Brauchtum dann zu machen, könnte ein Fehler sein. Und alleine, wie es in manchen Zeitungen stand, mit der Suppe zum Film ist es nicht getan. Man muss das Ganze auch inhaltlich füllen, um Leute über Jahre, über Jahrzehnte bei der Stange zu halten als Publikum und neues Publikum gewinnen zu können.

Sprecher 2: Die Grenzlandfilmtage gingen letzten Sonntag zu Ende. Die Regionalzeitung schrieb: „Der Neuanfang ist geglückt“. Es kamen etwa 1.000 Zuschauer. In den Jahren zuvor waren es im Schnitt 2.500. Ob es die Filmtage im nächsten Jahr gibt, das hängt weiter vom Fluss der Fördergelder und dem Durchhaltevermögen des neuen Teams ab.