DeutschlandRadio, Neonlicht
Berlin Tapete
 
Geräusche: Abriß einer Tapete. Überblendung in Musik (Hildegard Knef: „Ich brauch Tapetenwechsel“). Dazu eingeblendet; Straßengeräusche; Musik wird abgeblendet; Straßengeräusche werden unter den Sprecher gezogen.


Sprecher: Jaawohllll! Die Zeiten von frostig weißen Raufaserbunkern oder pastelligen Wischwänden sind vorbei. Wenn man hier am Prenzlauer Berg in Berlin an den Szene-Geschäften vorbeischlendert, fallen einem vor allem die witzigen, bunten Tapeten auf. Der bedruckte Wandschmuck feiert sein Comeback und nicht nur in Szene-Tempeln, sondern auch Zuhause:


Zitat aus dem Willi-Forst-Film „Im Weissen Rössel“: Tür wird geöffnet. Fräulein Gieseke: „Das ist doch nett hier.“ Oberkellner Leopold: „Bescheiden, aber sehr romantisch. Es wird dem gnädigen Fräulein bestimmt hier gefallen.“


Sprecher (darunter Straßengeräusche): Das Problem nur; woher bekommt man die romantischen Papierrollen mit den schrillen Mustern, die die Mädchen verzaubern. Denn in Baumärkten und Farbengeschäften sucht man vergeblich nach den schrillen Mustern, die an die Siebziger Jahre erinnern, oder an bunte technische Zeichnungen. Wilde Längsstreifen. Buntes organisches Gewebe. Punkte. Oder hier: rot-grüne Karos.


Geräusch: Öffnen einer Ladentür. Ding Dong.


O-Ton Thomas: Ich heiße Thomas und mache Modeschmuck. Ich hatte bei der Renovierung des Ladens 'ne alte Tapete aus den siebziger Jahren gefunden. Aber dann stellte sich das Problem, dass nichts mehr aufzutreiben war. Und dann bin ich auf die Jungs nebenan aufmerksam geworden und das war also die einzige Möglichkeit, irgendeine Tapete zu finden, die jung, neu und anders ist, als das, was es so auf dem üblichen Tapetenmarkt gibt.


Sprecher: Also nichts wie nach nebenan zu „Berlin-Tapete“:


Musik: „Ich brauch`Tapetenwechsel“ (von Hildegard Knef)


O-Ton Mathias Gerber: Mein Name ist Mathias Gerber. Ich bin bei diesem Tapetenprojekt eigentlich zuständig gewesen bisher für das Design des Labels und habe die Internetseite gemacht.


O-Ton Aram Radomsky: Ich bin Aram Radomsky. Ich bin Mediendesigner und Tapetenentwickler.


O-Ton Kathrin Greitmayr: Ich bin Kathrin Greitmayr. Und ich mache gerne Muster.


O-Ton Aram Radomsky: Wir haben in Berlin eine kleine Agentur gegründet, die sich mit der Produktion und dem Design von Tapeten beschäftigt.


Sprecher: Das Besondere an Berlin-Tapete ist, dass hier nicht Massenware hergestellt wird, sondern Maßtapeten. Den drei Geschäftsinhabern ist es gelungen, ein Verfahren zu finden, wallpaper on demand herzustellen.


O-Ton Aram Radomsky: Das heißt also, wir können auf Anfrage Tapeten produzieren, die mit einem individuellen Design versehen sind und speziell auf’s Maß geliefert werden. Also kleine und Kleinstauflagen.

Sprecher: Aber:


O-Ton Aram Radomsky: ... über das Verfahren möchte ich jetzt keine großen Worte verlieren, weil das ist einfach unsere Geschäftsgrundlage.


O-Ton Kathrin Greitmayr: Wir haben ja die dreier Einteilung: Kollektion, Design und Produktion. Also Kollektion, dahinter verbirgt sich halt jetzt im Moment unsere erste Kollektion, 22 verschiedene Tapeten. Und Design ist, dass man zu uns kommen kann, wenn man eine Bar oder irgendwie einen Laden einrichten möchte und da von uns was designt haben will. Und Produktion ist, dass wir da speziell Film, Fernsehen, Medien, Bühne ansprechen, die entweder alte Sachen nachproduzieren wollen oder ganz eigene kreative Ideen haben.


O-Ton Mathias Gerber: Man findet uns im Internet unter www.berlintapete.de . Da kann man die Kollektion anschauen.


Sprecher: Und was kostet der Spaß?


O-Ton Kathrin Greitmayr: Ach so, der Preis.


O-Ton Mathias Gerber: Der laufende Rollenmeter in dieser Breite von 46,5 kostet sieben Euro. Ja also wenn man sein eigenes Design produziert haben will, kommen Zusatzkosten zusammen, die belaufen sich, auf 220 Euro.


Sprecher: Berlin Tapete bietet also nicht nur vordesingte Muster an, sondern ermöglicht jedem, sich seine eigene Tapete selbst zu designen. Von Retro über Techno zu ganz schrill oder echt abgefahren ...


Zitat aus dem Willi-Forst-Film „Im Weissen Rössel“: Dr. Siedler: „ ... wie schön!“

Musik: Blasmusik


O-Ton Mathias Gerber: Und in welche Richtung das weitergeht mit dem Design, das ist wirklich sehr offen.


O-Ton Kathrin Greitmayr: Da sind wir auch selber gespannt, was sich da so entwickelt.

Musik: Blasmusik