MDR, artour, 24.04.2003
3sat, Kulturzeit, 02.05.2003

Zwei Russen für Deutschland
  Wladimir Kaminer und Yuriy Gurzhy in kultureller Mission in USA

"Wie die Blues Brothers" fühle er sich, sagt Wladimir Kaminer. Der Schriftsteller, der mit seiner "Russendisko" zum Kultautor wurde, war zusammen mit seinem DJ-Kollegen Yuriy Gurzhy eine Woche lang in den USA unterwegs - nicht im Auftrag des Herrn, sondern des Goethe-Instituts. Ein Russe also in der Mission, das auch kulturell angeschlagene deutsch-amerikanische Verhältnis wieder zu verbessern.

Seit der Irak-Krise haben die Amerikaner bekanntermaßen nicht mehr die allerhöchste Meinung von ihren europäischen Freunden. So wurde in den USA vielerorts zum kulturellen Boykott gegen die Kriegsunwilligen aufgerufen, vor allem Frankreich war Ziel der Attacken. Der "French Toast", wurde zum "Freedom Toast", französische Kosmetikprodukte blieben in den Regalen stehen und Autos aus Frankreich wurden Opfer von Farbattentaten. Auch in Deutschland hatte man daher Angst vor ähnlichen Angriffen auf seine Kultur-Exportgüter jenseits des großen Teichs.

Das Goethe-Institut ging daher in die Offensive und schickte Wladimir Kaminer auf eine, wie er sie bezeichnet, "Friedensmission" in Sachen Kultur. Dabei können sich die Institts-Dependancen in Städten wie New York, Chicago oder Boston keineswegs über mangelnden Zulauf beklagen. Die Deutsch-Sprachkurse sind gefragt wie nie und Veranstaltungen wie die Lesungen von Kaminer oder seine DJ-Auftritte zusammen mit Yuriy Gurzhy sind bestens besucht.
"Von den Leuten im Goethe Institut in New York haben wir gesagt bekommen, dass wir natürlich über alles reden dürfen, aber wir sollen Obacht vor den Amerikanern geben," sagt Wladimir Kaminer. Man hatte wohl Angst vor zu heftiger Kritik an der deutschen Haltung in der Irak-Krise. "Da kamen aber komischerweise keine Fragen zum Krieg", so die Erfahrungen des Schriftstellers. Trotz allem scheinen die Amerikaner gegenüber den Deutschen und ihrer Kultur, gerade wenn sie in Gestalt zweier Russen daher kommt, dann wohl doch nicht so ablehnend gegenüber zu stehen, wie nach den politischen Mißtönen der letzten Zeit zu befürchten stand.

Autoren und Regie: Tanja Runow und Matthias Zuber, Kamera: Matthias Zuber polyeides medienkontor münchen / berlin