ARD, 'Das Erste' und Bayerischer Rundfunk, 25.04.1999

"Vergewaltigt. Verschleppt. Verschwunden."

Sie werden geschlagen, vergewaltigt, verschleppt, erniedrigt. Manche überleben es. Irgendwie. Frauen und Mädchen sind weltweit die Opfer männlicher Aggression, nicht nur in bewaffneten Konflikten und in fernen Ländern. Die Dokumentation will auf das Schicksal dieser Frauen aufmerksam machen und gleichzeitig den Fragen nachgehen: Ist Versöhnung möglich? Was muß geschehen, damit eine Versöhnung der Opfer mit dem Leben stattfinden kann? Wie leben sie weiter? Was kann die Gesellschaft für sie tun? Und welche Rolle spielt die Religion? Anhand von drei Frauenschicksalen aus verschiedenen Erdteilen und in Gesprächen mit Betroffenen, Helfern, Politikern und Kirchenleuten versucht der Film Antworten zu finden.

Irgendwo in einem kleinen Hotel in Bosnien wurde Eldina während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien über zwei Monate gefangen gehalten, mißhandelt und vergewaltigt. Es dauerte über ein Jahr, bis sie in der Lage war darüber zu sprechen, und es wird noch lange Zeit dauern, bis sie ihr Leben wieder voll im Griff hat. Jedoch ohne die Hilfe von Medica Zenica, ist sich Eldina sicher, wäre sie psychisch und sozial untergegangen. Medica Zenica ist eine Initiative der deutschen Gynäkologin Monika Hauser, die sich um mißhandelte und vergewaltigte Frauen in Bosnien-Herzegowina kümmert.

Als Nydia verschwand, weinte der Himmel. Sie ging aus dem kleinen Haus in "Las Cruces", einem der ärmeren Viertel Bogotas, und kehrte nie mehr zurück. Es war der Beginn von "Invierno", der Regenzeit. An jenem 30. August 1987 brach für Nydias Schwester, Yanette Bautista, die Welt zusammen. Sie machte sich auf die Suche nach der Verschwundenen, ließ ihre gesicherte Sekretärinnen-Existenz hinter sich und wurde eine Symbolfigur für den friedfertigen Kampf der Frauen Kolumbiens gegen die korrupten Macht- und Gewaltstrukturen des Landes.

Tanja ist eine von Tausenden von Frauen, die aus Osteuropa jährlich illegal in die Bundesrepublik kommen, um als Prostituierte zu arbeiten. Manche wissen, welcher Job sie im Westen erwartet, andere werden entführt oder unter falschen Versprechungen hierher gelockt, wie Tanja. Sie kam vor zwei Jahren, wurde bei einer Razzia in einem Bordell aufgegriffen und erklärte sich bereit, gegen die Menschenhändler auszusagen. Doch noch vor dem Gerichtstermin verschwand sie. Das Milieu war schneller als die Mühlen der Justiz.

Diese drei Frauen gingen verschiedene Wege in ein neues Leben, hinaus aus Entfremdung und Unterdrückung. Sie haben Unterschiedliches erlebt. Doch gemeinsam ist ihnen: Aus eigener Kraft trotzen sie den monströsen Erinnerungen, befreien sich von der Fixierung auf eine passive Opferrolle und wirken mit an der Gestaltung eines Morgens, das ein menschenwürdigeres werden soll.

Regie: Clarissa Ruge, Co-Regie und Co-Autor:
Matthias Zuber / polyeides medienkontor